Vom Geist des Wassers - eine Initiation

TEIL 1

Da war er wieder, dieser Traum, Und wie jedes Mal, liefen mir auch jetzt die Tränen über das Gesicht. Seit Jahren waren diese Träume meine ständigen Begleiter. Jedes Mal wachte ich auf ohne konkrete Erinnerungen an Bilder, aber mit dem Gefühl von einer tiefen tiefen Traurigkeit. Ich hatte etwas verloren, ich wusste nur nicht, was. Und auch diesmal brauchte ich einige Minuten Zeit um zu verstehen, wo ich mich befand. Ohne konkreten Bezug zu meinem Umfeld tat ich, was ich zu tun hatte …. Duschen, anziehen, Frühstück zubereiten und langsam, langsam zu mir kommen. 

Dieses Gefühl des Fremdseins auf dieser Erde begleitete mich fast ständig. Irgendwann war es so vertraut, dass ich nicht mehr darüber nachdachte. Ich tat das, was mein Umfeld von mir erwartete; ich übte zu leben und die Gesetzmäßigkeiten der Erde zu verstehen. 

50 Jahre später

Die Suche, die in meinen Kindertagen angefangen hatte, und mich weltweit zu den verschiedensten Lehrern und Aufgaben geführt hatte fand ihren (vorläufigen?) Höhepunkt im Jahre 2006. Schon lange war ich jetzt im Heilungsbereich tätig geworden, meine Hellsinne waren ausgebildet, ich hatte eine spirituelle Schule aufgebaut, kümmerte mich um meine Familie mit unseren zwei Töchtern, und war, wie man sagen kann, erfolgreich geworden. 

Und trotzdem tobte in mir nach wie vor ein inneres Ringen: Mein Ringen galt dem Wissen, dass die (angebliche) Trennung zwischen Gott und mir aufgelöst werden konnte. Ich wusste nur nicht wie.

Aber ich kämpfte darum. Egal, ob ich am Herd stand um das Essen für meine Familie vorzubereiten, ob ich spazieren ging, ob ich meinen beruflichen Verpflichtungen nachging, dauernd hegte ich den Wunsch: Ich möchte keinen Vorhang zwischen der Göttlichen Instanz und mir haben. Ich möchte eine ganz klare direkte Verbindung.

Dieses Verlangen begleitete mich auf Schritt und Tritt für viele Jahre.

Und eines Nachmittags, während ich an meinem PC saß und einen Workshop konzipierte, passierte es! Jedoch hatte ich keine Ahnung, dass mein Wunsch gerade in Erfüllung gehen sollte! 

Wasser

Von Hier auf Jetzt bekam ich übergroßen Durst. Ich machte mir keine Gedanken darüber, sondern löschte ihn mit Wasser. Doch es hörte gar nicht auf. Es war ein innerer Druck in mir, der mich aufforderte, mehr und mehr Wasser zu mir zu nehmen. Unruhig lief ich hin und her, immer wieder Wasser trinkend. Und nicht Schlückchen weise, sondern literweise. Alle Nahrung, die ich zu mir nehmen wollte, vertrocknete sozusagen im Mund (außer Wassermelonen). Es gelang mir nicht zu essen, nur Getränke jeglicher Art konnte ich zu mir nehmen, aber am liebsten Wasser ließ mein Körper zu. 8 – 10 Liter am Tag, eine unvorstellbare Menge Wasser. …. So blieb ich zu Hause, trank, schrieb meine Manuskripte, trank und fiel mehr und mehr in einen stillen fast tranceähnlichen Zustand. ……  Und obwohl ein Teil in mir in große Besorgnis geriet, war ein anderer Teil in mir sehr ruhig und sogar freudig. So gab ich mich diesem Drang nach Wasser ganz und gar hin, ohne zu wissen, wo hin es mich führen würde. 

…….. 

Der Prozess

Meine Ankunft war am Abend. Der Chiemsee war in mystisches Licht getaucht, die Luft war lau und ich freute mich auf den nächsten Tag. Am Morgen wurde ich durch kräftigen Regen geweckt. Die Lufttemperatur war drastisch gesunken, es war kalt und ungemütlich. Trotzdem wagte ich zusammen mit meinem Mann und einem befreundeten Paar die Fahrt hinüber zur Herren-Insel, um dort ein wenig spazieren zu gehen. Trotz Kälte und Nässe waren Busladungen von Touristen unterwegs. Um diesem Menschenansturm ein wenig auszuweichen, gingen wir an das gegenüberliegende Ufer des Sees. Dort konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich MUSSTE IN das Wasser, nichts konnte mich mehr halten. Ich riss mir die Kleidung vom Leib und sprang ins Wasser. Ich konnte nicht anders, ich musste mit diesem Wasser in Berührung sein!  Was für eine Freude entsprang in meinem Inneren!  Ich war in pure Glückseligkeit eingetaucht. Ich dachte mein Herz müsse zerspringen vor der Wucht der Freude die in mir sich auftat. Hier wollte ich bleiben. Hier wollte in den Rest meines Lebens verbringen. Hier wollte ich sein. Alles war gut, alles war komplett in mir, hätte mein Leben in diesem Moment aufgehört …. ich hätte mein Ziel erreicht gehabt. Es gab nichts mehr zu tun für mich. Diese Glückseligkeit war unbeschreiblich! 

Nur mit Mühe kam ich zurück aus dem Wasser, „zurück auf die Erde“.

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